Statement zu Facebook
Facebook ist das größte soziale Netzwerk der Welt und wird mit Begeisterung von mehr als 1,5 Milliarden Menschen genutzt, um sich mit Freunden weltweit auszutauschen. Die Nutzung des Portals ist kostenlos, jedoch muss man bestimmten Datenschutzrichtlinien und den Allgemeinen Geschäftsbedingen zustimmen. Genau das ist der Knackpunkt. Wer sich die Mühe macht sich diese Dokumente durchzulesen, findet sich in einem riesigen Dschungel an schwammigen Richtlinien wieder.
In den aktuell gültigen AGBs (Stand 30.01.2015) muss man unter anderem als Nutzer Facebook „ausdrücklich“ die Genehmigung für eine weltweite Lizenz erteilen. Diese erlaubt dem Konzern die Nutzung aller Inhalte (Texte, Fotos und Videos), die auf Facebook gepostet werden und die durch das Recht an geistigem Eigentum geschützt sind. Für alle erstellten Inhalte, die mit anderen geteilt wurden, erlischt diese Lizenz noch nicht einmal, wenn man das eigene Konto löscht (Artikel 2.1).
Das bedeutet, für jeden Post, jedes Foto, jedes Video und alles was man auf seinem Profil veröffentlicht, muss man Eigentum und Kontrolle über den Inhalt für immer an Dritte abgeben. Somit gehören diese Inhalte zwar noch einem selbst, aber man muss Facebook gestatten diese Informationen zu sammeln und zu verwenden (Artikel 1). Da nützt es auch wenig, dass man über die Privatsphäre-Einstellung selbst bestimmen kann mit wem man was teilt. Will man die Kontrolle über sein Eigentum behalten kann man eigentlich nichts mehr mit niemandem teilen. Dann drängt sich einem jedoch die Frage nach dem Sinn und Nutzen von Facebook auf.
In den Datenschutzrichtlinien sind außerdem Informationen zu finden, welche Daten Facebook von und über einen selbst sammelt, wozu sie verwendet und mit wem sie geteilt werden. Dies betrifft unter anderem die Registrierung, alle Beiträge die man erstellt und sogar Nachrichten. Zudem werden sogar Informationen darüber gesammelt an welchem Ort ein gepostetes Foto aufgenommen wurde, wann eine Datei erstellt wurde, mit wem man interagiert, welche Inhalte man sich ansieht, wie häufig man dies tut usw. Dies beinhaltet auch alle Informationen, die andere über einen selbst bereitstellen.
Ferner sind auch die Geräte (Computer, Tablet, Smartphones) mit denen man auf die Dienste von Facebook zugreift und andere besuchte Webseiten von der Informationssammelwut betroffen. Facebook arbeitet außerdem mit Drittunternehmen zu Werbe- und Analysezwecken zusammen, an die es gesammelte Informationen weitergibt, auch in die USA. Ende letzten Jahres hat der Europäische Gerichtshof die Regelung zum Datentransfer in die USA für ungültig erklärt. Auch die Verbraucherzentrale hat 19 Klauseln der Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien als rechtwidrig erklärt und Klage gegen den Konzern eingereicht.
Ebenso kompliziert ist es selbst eine Klage einzureichen. Es ist zwar grundsätzlich unter bestimmten Bedingungen möglich, jedoch deutlich schwieriger im Vergleich zu anderen Unternehmen. Juristisch heikel ist, das Facebook in Deutschland nicht aktiv ist und somit grundsätzlich das Gericht in Kalifornien (USA) oder der europäische Sitz des Großkonzerns in Irland zuständig ist. Die Vollstreckung eines Urteils in diesen Ländern ist sehr schwierig.
Auch die jüngsten Entwicklungen um Facebook sind nicht weniger besorgniserregend. Auf der f8 Facebook Entwicklerkonferenz hat der Besitzer des Konzerns Mark Zuckerberg seine Idee von einer künftigen Universalplattform vorgestellt. Es ist der Versuch auch noch alle Inhalte von Plattformen außerhalb von Facebook zu kontrollieren und ein Netzwerk zu entwickeln, das man nicht mehr verlassen soll. Ein Netz, in dem Richtlinien, die ebenso schwammig wie die AGBs und Datenrichtlinien sind, entscheiden welche Inhalte zulässig sind.
Unter dem Strich ist Facebook einfach keine transparente Plattform. Es steht nicht der Nutzer und seine Interessen im Vordergrund, sondern viel mehr der Nutzen von Facebook und des Besitzers der Plattform. Alle Gesetze zum Schutz persönlicher Daten sind wirkungslos, wenn sie von Internetfirmen ständig missachtet werden. Aus all diesen Gründen haben wir uns als Unternehmen bewusst dazu entschieden, nicht auf Facebook vertreten zu sein. Da wir die Grundidee des Online-Networking unterstützen, können Sie uns selbstverständlich auf anderen, benutzerfreundlicheren, Plattformen finden. Als IT Organisation mit dem Fokus auf Sicherheit und Datenschutz möchten wir besonders auf alternative Open-Source Lösungen aufmerksam machen.
Ein Beispiel ist das diaspora* Projekt: Anstatt Daten auf riesigen zentralen Servern zu speichern, die einer großen Organisation gehören und in Regionen mit fragwürdigen Datenschutzrichtlinien angesiedelt sind, können lokale Server (Pods) überall auf der Welt eingerichtet werden. Sie entscheiden dann selbst bei welchem Pod Sie sich registrieren möchten und benötigen dazu lediglich Ihre diaspora-ID. Dabei behalten immer Sie die Rechte über Ihre Daten. Wir unterstützen auch einen Pod unter www.diasporaix.de. Selbstverständlich können Sie sich für jeden beliebigen anderen Server entscheiden (Pod Liste, Pod Statistiken) wie den größten deutschen diaspora*-Pod geraspora oder etliche weitere Alternativen aus denen Sie Ihren Pod selbst auswählen können (wiki.diasporafoundation.org).
Zuletzt möchten wir noch jedem ans Herz legen sich genau zu überlegen und darüber im Klaren zu sein welche Informationen man wem, wie, wann und wo zur Verfügung stellt.
Weitere Informationen finden Sie unter:
Facebook:
Allgemeine Geschäftsbedingungen
Zusatz für Nutzer mit Wohnsitz in Deutschland
Datenrichtlinie
Presse:
heise online - Zuckerbergs Vision von der Universalplattform
Spiegel Online - Verbraucherzentralen verklagen Facebook