30.10.2018 - Tags:

Informationelle Selbstbestimmung das Konzept der Dezentralisierung als Alternative zu mächtigen Datenkraken

Ein komplexes soziales Netzwerk aufrechterhalten, wenn es kaum einer nutzt und neulich sogar eine Sicherheitslücke entdeckt wurde? Für den Technik-Riesen Google steht das nicht mehr zur Diskussion. In zehn Monaten, im August kommenden Jahres, wird der Stecker also gezogen. Das hauseigene soziale Netzwerk von Google wird stillgelegt. Google+ - Nutzer haben bis dahin noch die Möglichkeit ihre gespeicherten Daten herunterzuladen und auf andere Plattformen zu migrieren.

Doch was sind die Alternativen? Ein Wechsel zu Facebook oder anderen Datenkraken, Plattformen, die mit unseren Daten Geld verdienen und – am Beispiel von Facebook – für unsere Daten nicht einmal eine sichere Verwahrung gewährleisten können? Die richtige Frage sollte vielmehr lauten, ob wir unsere Daten weiterhin privaten Firmen überlassen möchten. Wer auf diese Frage mit ‚Nein‘ antworten kann, wer wieder Kontrolle und Verantwortung über die eigenen Daten übernehmen und einer kulturellen Verengung entgegen wirken möchte, für den stellt sich aktuell nur eine konkrete Option: Open-Source basierte Netzwerke. Hier können die Daten zu Hause auf dem eigenen Rechner oder bei einem Provider, dem man vertraut, gespeichert werden. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Kontrolle über ein Video wird beispielsweise vollständig behalten – es kann jederzeit wieder entfernt werden. Und wer möchte, kann sogar steuern, wer es sehen darf. Das gilt natürlich für alle Arten von Daten – Texte, Infos und Fotos.

Wir stellen hier zwei Alternativen vor, die ein unkommerzielles Konzept entgegen der autoritär organisierten sozialen Netzwerke stellen.

diaspora* bietet seinen Nutzern seit 2010 die Option lokale Server überall auf der Welt aufzusetzen oder bereits bestehenden Servern beizutreten. Dezentralisierung lautet hier das Stichwort – es ist trotzdem möglich sich nahtlos mit der weltweiten Gemeinschaft zu verbinden. Außerdem bietet das Netzwerk seinen Nutzern die Freiheit den Quellcode und somit die Nutzungsmöglichkeiten zu verändern und dem eigenen Gebrauch anzupassen. Genauso, wie das Profil selbst. Hier kann der Kreativität freien Lauf gelassen werden, die echte Identität muss nicht verwendet werden. Die Daten werden bei diaspora* außerdem nicht genutzt, um Geld zu machen, indem sie Interaktion auswerten und darauf basierende Werbung einblenden, sondern nur für die Möglichkeit einer weltweiten Vernetzung und Interaktion der User. Aber auch hier kann der Nutzer gezielt erlauben, wer Beiträge sehen kann und wer nicht. Wie privat oder öffentlich ein Profil ist, über die Privatsphäre hat jeder User individuell Kontrolle. Auch wenn die eigenen Kontakte noch nicht auf diaspora* vertreten sind, kann das eigene Konto mit anderen sozialen Netzwerken verbunden werden und eine übergreifende Vernetzung stattfinden. Mehr Infos zu diaspora* gibt es unter https://diasporafoundation.org/.

Mastodon ist ebenfalls ein Open-Source-Netzwerk, das seit 2016 besteht. Wie bei diaspora* gibt es hier keinen zentralen Server, sondern eine Vielzahl privater, die zu einem großen Netzwerk zusammengeführt werden. Ähnlich zu Twitter gibt es für Texte ein Limit von 500 Zeichen. Auch hier steht der Nutzer im Vordergrund, es gibt keine Sammlung von Daten, keine kommerzielle Nutzung. Einen kleinen Einblick und weiterführende Infos gibt es auf https://mastodon.social/about.

Neugierig geworden? Auf https://the-federation.info/ gibt es zurzeit 23 Projekte, unter anderem auch diaspora* und mastodon, deren Basis eine dezentralisierte Open-Source-Software darstellt. Durch Knotenpunkte werden diese einzelnen Projekte verbunden und können so miteinander kommunizieren. Wer sein Recht auf informelle Selbstbestimmung neu erfinden und gestalten möchte, ist hier genau richtig.

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